Gehörst du zu den 70%, die auf die freie Arztwahl verzichten oder gehörst du zu den 30%, die die die freie Arztwahl nutzt?
Zusammen sind wir 100% Leistungsbezüger.
Wir alle wollen ein ‘gesundes’ Gesundheitssystem. Die Schweiz hat im internationalen Vergleich hohe Gesundheitsausgaben. Massnahmen sind immer dringender notwendig. Die internationalen Experten sind sich aber einig, dass kostendämpfende Massnahmen v.a. bei den Leistungserbringern primär auf der Angebotsseite ansetzen sollten.
Die Aufhebung der freien Arztwahl setzt auf unserer Seite, der Seite der Leistungsbezüger an. Der Massnahmenkatalog der Expertengruppe des EDI, die 2017 einen 131seitigen Expertenbericht mit Kostendämpfungsmassnahmen (Faktenblatt) zur Entlastung der obligatorischen Krankenpflegeversicherung veröffentlichte, erwähnt keine Anpassung der Regelung der freien Arztwahl.
Ich sehe mit dir nach Deutschland und finde es interessant. Wenn man in Deutschland versichert ist, dann hat man grundsätzlich freie Arztwahl. Also müssten ja die Kosten in Deutschland höher sein als in der Schweiz. Das sind sie aber nicht.
Deutschland hat eine allgemeinverbindliche Zielvorgabe für die Ausgabenentwicklung eingeführt, welche von sektorspezifischen Budgets begleitet wird. Dabei zeigt sich, dass diese Massnahmen ihre Wirkung besonders gut entfalten, wenn die Nichteeinhaltung der Zielvorgabe mit effektiven Sanktionen einhergeht.
Viel wichtiger als die Aufhebung der freien Arztwahl finde ich, dass in der Schweiz keine allgemeinen und verbindlichen Zielvorgaben zu den Gesundheitsausgaben der obligatorischen Krankenpflegeversicherung und der öffentlichen Haushalte existieren.
Im Schweizer Gesundheitswesen besteht keine klare Kostenverantwortlichkeit.
Weiter sehe ich, dass gemäss der neusten Untersuchung zur Rechnungs- und Wirtschaftlichkeitskontrolle bei Krankenversicherungen vorallem die Rechnungsstellung durch gesetzliche Vorgaben in allen Bereichen standardisiert und nur noch auf elektronischem Weg erfolgen soll.
Egal ob du zu den 70% oder zu den 30% gehören, du profitierst von verstärkten Kostenkontrollmechanismen und nicht von einer Abschaffung der freien Arztwahl.
